Zunftgige

Als in heiterer Runde beschlossen wurde, eine Zunft zu gründen, hatten die Gründungsmitglieder viele Einfälle. So entstand die Idee eine Riesengige zu bauen. Weshalb man gerade darauf kam, die grösste Gige der Welt zu bauen, weiss man bis heute nicht.

Der Plan wurde vom Schreiner Anton Portmann, alias Dr. Burlinski, mverwirklicht. Die Gige übertraf alle Erwartungen: Drei Männer konnten im Gigebauch Platz finden und musizieren. Voller Stolz zeigten die Zünftler ihr Meisterwerk an der kommenden Dorffasnacht in Doppleschwand.

Die Schaulustigen trauten ihren Ohren nicht, als sie das Meisterwerk sahen und aus ihrem Inneren schönste Musik erklang. Alle waren begeistert von der Risengige und lachten über den Affen, der waghalsig am Gigehals turnte. Der erste Umzug mit der neuen Gige war ein voller Erfolg. So kam es natürlich, dass man die Gige jedes Jahr zur fünften Jahreszeit hervornahm, diese schön schmückte und in Doppleschwand und in den Nachbarsgemeinden präsentierte.

Die Doppleschwander Riesengige war weit und breit bekannt. So kam es auch, dass bereits 1920 die Gige spurlos verschwand. Niemand wusste, wer die Gige entwendet hatte. Obwohl man traurig über den Verlust der Gige war, wurde trotzdem Fasnacht gefeiert. Als ein Doppleschwander Knecht in Sigriswil seinen Dienst ausführte, entdeckte er die ihm wohlbekannte, verschollene Gige in einem alten Wagenschopf. Dies kam dem Zunftmeister Julius Wicki zu Ohren und so machte er sich 1922 mit seinen mutigen Männern auf den Weg ins Gäu. Bei Nacht und Nebel konnte die Gige erfolgreich zurückerobert werden.

Die Jahre der Gefangenschaft hatten einige Spuren hinterlassen. So beschlossen die Zünftler, die Gige zu renovieren und anbei gleich noch zu vergrössern. Nun konnten in der Gige fünf Mann Platz finden. Um es den Herren etwas heller zu gestalten, bekam die Gige einige Luken.

Nachdem Zweiten Weltkrieg wurde beschlossen, die Gige an Ort und Stelle zu belassen. Die Ideen und somit auch das neue Fasnachtsprogramm waren so reichhaltig, dass auch ohne Gige ein toller Umzug stattfand. Die Gige blieb nicht immer in ihrem Versteck. 1948 wurde sie an die Wey-Zunft Luzern ausgeliehen. Mit der grossen Gige aus dem kleinen Dorf wollte die Wey-Zunft die Luzernerinnen und Luzerner begeistern. Die Doppleschwander Gige hatte den Fasnachtsvirus definitiv nach Luzern gebracht. So gab es in diesem Jahr erstmals eine Tagwache in Luzern.

Einige Jahre später, 1952, sorgte die Gige wiederum für Aufsehen, diesmal an der Fasnacht in Grosswangen. Dich wurde die Gige diesmal nicht gestohlen, sondern rechtsmässig ausgeliehen.

Als 1953 die Narrenzunft in Gigezunft umbenannt wurde, beschlossen die Männer, das Zunftsymbol nicht mehr auszuleihen. Stattdessen sollte sie jedes Jahr am Umzug präsentiert werden. Dies war eine gute Idee, denn die Gige sorgte wie früher für grossen Applaus und Freude.

1960 hatten die Zünftler grosses vor. Sie wollten eine noch grössere Gige bauen lassen. Alfred Heiniger, Fontannen, bekam den Auftrag, diese Gige aus dem gesponserten Holz von Alois Duss, Bächli, anzufertigen.

Das Patenpaar der Gige wurden Miggi Helfenstein und Alois Duss.

Die neue Gige war nicht nur grösser und schöner, sondern auch viel konfortabler. Die Musikanten hatten fortan Lich in der Gige, was das Musizieren un einiges vereinfachte. An der darauffolgenden Fasnacht 1961 wurde die alte Gige verabschidet und mit einem fröhlichen Fest die neue Gige eingeweiht.

Dieses Schmuckstück wurde jedes Jahr am Umzug präsentiert und erntete, wie auch heute noch viel Begeisterung und Beifall.

Ab 1967 mussten sich die Zunftmusiker nicht mehr in der Gige verstecken. Sie sassen fasnächtlich gekleidet auf dem Anhänger vor der Gige. Zunftmeister Josef Wicki führte 1983 ein, dass die Gige jeweils vom amtsjüngsten Altzunftmeister gespielt wird. Diese Neuerung seztze sich fort und die Gige wird seither jedes Jahr mit der Zunftmusik, dem übermütigen Affen und dem amtsjüngsten Altzunftmeister als Obergiger am Umzug präsentiert.

Am 11.11.2003 wurde an der Zunftratssitzung entschieden, eine neue Gige anzuschaffen. Um dieses Ziel zu erreichen bildeten sie eine Projektgruppe. Diese bestand aus Altzunftmeister Walter Koch, Franz Lingg und Niklaus Theiler, Tintenknecht Erwin Lustenberger und Säckelmeister Hansruedi Schumacher.

Bald stellte sich heraus, dass niemand eine so grosse Gige herstellen wollte. So beschlossen die Männer, die Gige selber anzufertigen. Am kommenden Mai machten sie sich auf den Weg ins Atelier für Kontrabass in Rothenturm. Nach vielen intensiven Sitzungen und Aufmunterungen vom Kontrabassbauer Mark Schuler wurde beschlossen, eine Gige 3-mal grösser als ein handelsüblicher Kontrabass zu bauen. Um den Traum zu verwirklichen bestellte die Projektgruppe die Pläne für die Riesengige bei Bosco Violin Supply in Ontario, Kanada. Ein Jahr nach der Idee, am 11.11.2004, wurde den Zünftlern die geplante Gige mit einem Muster in Originalgrösse vorgestellt. Im September 2005 starteten die fünf Männer mit dem Gigebau. Bei Zunftrat Hansruedi Schumacher, Weghus, wurde Samstag für Samstag an der Gige gearbeitet. Diverse Probleme stellten sich den Hobbygigebauern, die für manches Kopfzerbrechen sorgten. Kaum zu glauben, doch das undenkbare Kunstwerk ist geschafft: Die grösste, klingende Gige der Welt ist in den Händen der Gigezunft Doppleschwand.

Bereits im November 2005 hatten wir unsere Idee für den Weltrekord bei Guiness World Record vorgestellt, um die ersten Abklärungen zu treffen. Vorerst wurde uns ein mehrseitiger Vertrag zur Unterzeichnung zugestellt. Danach begutachteten die Experten in London ausführlich, ob unser Rekordversuch den internationalen Anforderungen entspricht. Zur Info: Jedes Jahr gehen in der englischen Stammredaktion ca. 65000 Anfragen zur Durchführung eines Rekordversuchs ein. Dies hat zur Folge, dass man viel Zeit braucht bis es so weit ist um den Weltrekord durchzuführen. Nach allen Abklärungen habe wir die Genehmigung erhalten. Am 28. Oktober 2006 war es soweit: Wir durften unseren Rekord durchführen. Mit Videofilm und Fotos wurde dieser aufgezeichnet. Die Jury bestehend aus Willy Schmid, Gemeindeschreiber und Notar, Schüpfheim; Karl Felder, Gemeindeammann und Musikexperte, Doppleschwand; Mark Schuler, Musikexperte und Kontrabass Spezialist, Rothenturm, erstellten ein Gutachten über die Durchführung unseres Weltrekordversuches. Das lange Warten hat sich gelohnt: Wir haben den grössten Kontrabass der Welt.

Mit einem grossen Festakt wird die neue Gige am 10. Februar 2007 eingeweiht. Das Patenpaar Lisbeth Emmenegger, Alpenblick und Altzunftmeister Walter Koch, Dorfmatte, sowie der ganze Zunftrat präsentieren mit Stolz die neue Gige der Öffentlichkeit.